Leinen Garn - Herstellung und Herkunft

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Leinen Garn - Herstellung und Herkunft

Was hat Flachs mit Leinen-Garnen zu tun?

Die Frage, was Flachs mit Leinen-Garnen zu tun hat, stellen sich viele Menschen und die Antwort sorgt immer wieder für Erstaunen. Eigentlich ist sie jedoch ganz einfach, denn Leinenfasern werden aus dem Stängel der Flachs-Pflanze gewonnen. Deshalb wird Flachs häufig synonym mit Lein verwendet. Dabei blickt Flachs sowohl was Anbau als auch seine Verarbeitung betrifft auf eine lange Geschichte zurück. Die ältesten archäologischen Funde von Leinsamen, die dem Wild-Lein zuzurechnen sind, werden auf etwa 7000 v. Chr. datiert. Bereits etwa 5000 v. Chr. wurde Flachs systematisch angebaut. Neben Ägyptern, Phöniziern und Babyloniern zeichneten hierfür auch weitere Kulturvölker verantwortlich. Bekanntes Beispiel sind die Mumien, die in Leinen eingehüllt, in den Pyramiden Ägyptens gefunden wurden. Reste von verflochtenen Flachsfasern wurden in Siedlungen der Jungsteinzeit gefunden. Lein gilt deshalb als die älteste von Menschen genutzte sowie wertvollste Bastfaser. Aus Ägypten stammen die ältesten Funde, die in Form von Leinenstoffen die Leinenverarbeitung aus dem Beginn des 4. Jahrtausends v. Chr. belegen. Im Mittelalter erfreute sich Lein besonders großer Beliebtheit und wurde in allen Verzeichnissen zu Landwirtschaft und Medizin gelistet. In Form einer Samendroge kam er im Bereich der Medizin zum Einsatz, während die Faser als Leinen neben Hanf, Nessel und Wolle als Textilfaser in Gebrauch war. Die Herstellung und der Handel mit Leinen waren im Mittelalter und in der frühen Neuzeit wichtige wirtschaftliche Handelszweige. Im 12. Und 13. Jahrhundert war Deutschland der weltweit führende Flachsproduzent. Die Blütezeit hatte Leinen im vorindustriellen Europa. Neben Wolle war Leinen bis Mitte des 19. Jahrhunderts der am weitesten verbreitete Textil-Rohstoff bis es durch die preislich günstigere Baumwolle verdrängt wurde. In der heutigen Zeit hat die weltweite Produktion an Flachsfasern mit jährlich rund zwei Millionen Tonnen einen mengenmäßigen Anteil von circa zwei bis drei Prozent am Gesamt-Faseraufkommen. Sein hohes Ansehen als Naturprodukt konnte Leinen bis heute bewahren.

Wie wird Flachs gewonnen und daraus Leinen-Garn hergestellt?

Auch diese Frage lässt sich leicht beantworten, wenn einem erst einmal bewusst ist, dass Flachs und Leinen praktisch das Gleiche ist. So sind Leinen-Garne gleich zu setzen mit Flachsfasern, die aus dem Stängel der Flachs-Pflanze gewonnen werden. Sie zählen zu den Bastfasern. Flachs wird als Faser- oder Fruchtpflanze angebaut, sprich als Faserlein oder Öllein. Von beiden gibt es eine große Zahl an Sorten. Langstielige Sorten von Flachs mit einer Wuchshöhe von circa 80 bis 120 cm, die hellblau bis weiß blühen, dienen zur Fasergewinnung. Kürzere Flachs-Sorten werden zur Leinölgewinnung verwendet. Die besten Flachssorten wachsen in Gebieten mit Seeklima, wobei er besonders gut in gemäßigtem Klima gedeiht. Weil Flachs eine einjährige Pflanze ist, muss er jedes Jahr zwischen Ende März und Anfang April neu gesät werden. Nach etwa drei bis vier Monaten hat die Pflanze ihr Wachstum beendet. Die Blüten entwickeln sich an Verästelungen die sich im oberen Teil der Flachs-Pflanze bilden. Von Juni bis August ist die Blütezeit des Flachses. Sind die Pflanzen reif, so haben sich aus den Blüten Samenkapseln gebildet. Diese haben etwa die Größe einer Erbse, sind kugelig-eiförmig und enthalten die Samen, die sehr ölhaltig sind: die Leinsamen. Im Juli oder August erfolgt dann die Ernte, wobei Faserlein circa sieben bis zehn Tage vor der Vollreife geerntet wird. Pro Hektar beläuft sich die Ernte im Durchschnitt auf fünf bis sechs Tonnen Röststroh. Der Fasergehalt eines Flachs-Stängels beträgt 19 bis 25 %. Dabei besteht die Faser selbst zu 65 % aus Zellulose. Führende Anbauländer für Faserlein sind China, Russland, Frankreich, Weißrussland, die Ukraine, Belgien und Ägypten. In Europa sind die Hauptanbauländer Frankreich, Belgien, die Niederlande sowie die Tschechische Republik. In Deutschland ist die angebaute Menge an Flachsleinen vernachlässigbar.



Damit die Fasern lang bleiben, wird die Pflanze bei der Ernte mitsamt den Wurzeln aus dem Boden gerissen, denn die Faserbündel reichen bis in die Wurzeln des Flachses. Diesen Vorgang nennt man Raufen und erfolgt heutzutage mit Hilfe spezieller Maschinen. Anschließend durchläuft der Flachs verschiedene Verarbeitungsschritte. Beim Riffeln werden die Fruchtkapseln mit den Leinsamen von den trockenen Flachs-Stängeln getrennt. Daraufhin wird der Flachs beim Rösten oder Rotten für fünf bis acht Tage in warmes Wasser gelegt was das Zersetzen des Pflanzenleims im Stängel zur Folge hat und eine Lockerung der Flachs-Fasern von den übrigen Bestandteilen des Stängels bewirkt. So lassen sich die Faserbündel später schonend herauslösen. Statt der sogenannten Wasserröste ist auch die Tauröste möglich, welche direkt auf den Feldern stattfindet und heutzutage auf etwa drei Vierteln der weltweiten Anbauflächen angewendet wird. Wie der Name schon ahnen lässt ist für die Tauröste Taufeuchte nötig. In Warmluftöfen erfolgt dann das Trocknen. Danach folgt das Brechen und Schwingen. Hierbei wird das Flachsstroh in sogenannte Schäben zerkleinert und die Holzteile durch schwingen entfernt. So erhält man Langflachs, der eine Länge von 60 bis 90 cm aufweist und rund 15 % der Stängel-Masse ausmacht sowie Schwingwerg von 10 bis 25 cm Länge. Das Auskämmen des Bastes zu verspinnbaren Faserbündeln wird als Hecheln bezeichnet. Hierbei werden auch die noch verbliebenen Holzteilchen und Kurzfasern entfernt. So erhält man Hechelflachs sowie Hechelwerg als Nebenprodukt. Die gewonnen Langfasern werden anschließend gesponnen. Dies kann sowohl im Trocken- als auch im hauptsächlich angewandten Nassspinnverfahren geschehen. Betrachtet man die einzelnen Schritte, wird deutlich, dass die Verarbeitung von Flachs sehr aufwändig ist. Die bei der Gewinnung erzielten Nebenprodukte werden zu unterschiedlichen Zwecken verwendet.

Welche besonderen Eigenschaften besitzt Leinen-Garn?

Leinen-Garn weist einige besondere Eigenschaften auf. Hierzu zählt, dass es in hohem Maße luftdurchlässig, antistatisch und schmutzabweisend ist. Die Leinen-Faser ist glatt und schließt nur wenig Luft ein, so dass sie nur wenig isoliert. Dafür nimmt sie viel Feuchtigkeit auf. Diese tauscht sie wiederum schnell mit der Umgebungsluft aus und wirkt so wie eine Klimaanlage. Hieraus wird deutlich weshalb Leinen-Garn als frisch und kühl und deshalb vor allem im Sommer angenehm auf der Haut zu tragen gilt. Besonders beachten muss man, dass sich Leinen-Garn kaum dehnt und mit rund zwei Prozent Dehnung die geringste Dehnbarkeit aller Bekleidungsfasern aufweist. Außerdem ist es nur wenig elastisch, weshalb es stark knittert, aber nicht kratzt. Auf Grund der Glätte der Faser sind Leinen-Garne matt glänzend, wenig schmutzanfällig und bildet keine Flusen. Die Strapazierfähigkeit ist sehr gut, wobei die nasse Faser noch reißfester ist als die trockene. Leinenfasern werden häufig mit Baumwollfasern verglichen. Im Aufbau sind sie sich tatsächlich ähnlich, da beide hauptsächlich aus Zellulose bestehen. Doch durch den Pflanzenleim sind Leinenfasern steifer und härter und deshalb weniger geschmeidig als Baumwolle. Allerdings ist ihre Oberfläche glatter. Dadurch, dass Leinen-Garn aus Pflanzenfasern stammt, ist es besonders passend zum veganen Lebensstil, der sich immer größerer Beliebtheit erfreut. Außerdem ist es durch seine rein pflanzliche Herkunft für Menschen mit Wollallergie oder sehr empfindlicher Haut bestens geeignet.

Wozu und wie wird Leinen-Garn verarbeitet?

Besonders für die Herstellung von lockerer Sommerkleidung sind Leinen-Garne auf Grund ihrer besonderen Eigenschaften sehr beliebt. Von Jacken über Tops und Pullovern bis hin zu Kleidern lassen sich vielerlei Kleidungsstücke fertigen. Doch auch zur Herstellung von sommerlichen Accessoires wie beispielsweise Tüchern werden gerne Leinen-Garne herangezogen. Häufig werden sie mit weiteren Fasern wie beispielsweise Baumwolle gemischt um die jeweiligen charakteristischen Eigenschaften bestmöglich zu kombinieren. Die Verarbeitung von Leinengarn ist durch den unterschiedlich dicken Faden nicht einfach, erfreut sich jedoch unter Strickerinnen zunehmender Beliebtheit. Auf komplizierte Muster kann beim Stricken verzichtet werden, wenn es glatt rechts verstrickt wird. Denn verstrickt ergibt Leinen-Garn ein klares Maschenbild. Am besten wird es in Szene gesetzt, wenn es locker und luftig zu lässigen Pullovern, Hemden und Tüchern verarbeitet wird. Dabei ist das nicht ganz günstige Garn in vielen Natur- und Pastellfarben erhältlich. Leinen-Garn fühlt sich oft etwas steif an, weshalb vor allem geübte Handarbeits-Liebhaber darauf zurückgreifen. Durch Waschen und Tragen wird es nach und nach weicher. EIGENSCHAFTEN Zeichen/Abkürzung (international gültig): LI Herkunft: pflanzlich Länder/Regionen: China, Europa, Russland, Weißrussland Ukraine, Ägypten Marktführer: China, Russland, Frankreich Geeignet für: Sommermode und -accessoires Allergikergeeignet: ja Verarbeitung: wie gut lässt sich das verarbeiten? 2 Sterne Wärme: 1 Stern Weichheit: 2 Sterne Fest/Reißfestigkeit: 5 Sterne Wert/wertvoll: 5 Sterne Kosten: 2 Sterne

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Leinen Garn

Eigenschaften zur Wolle der Flachs-Pflanze
Herkunft: pflanzlich
Abkürzung (international gültig): LI
Länder/Regionen: China, Europa, Russland, Weißrussland Ukraine, Ägypten
Marktführer: China, Russland, Frankreich
Allergiker geeignet: ja
Geeignet für: Sommermode und -accessoires

Verarbeitung (etwas schwierig)
Wärme (luftig)
Weichheit (nicht sehr weich)
Wertvoll (wertvoll)
Kosten (nicht teuer)
Strapazierfähigkeit






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